Literatur

Die hilfreiche Blüte

Einmal war ich bei meinem Onkel zu Besuch. Er hatte viele schöne Kinderbücher. Vor dem Einschlafen schaute ich mir noch ein Buch an. Plötzlich bewegte sich eine der Figuren aus dem Buch und sagte: „Ich bin ein Wichtel aus dem Zauberland. Manchmal belohnen wir Kinder, die es verdient haben. Heute bist du an der Reihe. Nimm diesen Ring! Immer wenn du daran drehst, gelangst du in dieses Märchenbuch. Aber Vorsicht! Durch diesen Ring gelangst Du nicht ins Zauberland.“ Dann verabschiedete er sich mit einem Gruß und verschwand von der Bildfläche. Danach wartete ich, bis mein Onkel eingeschlafen war. Sodann drehte ich am Ring und wünschte mich ins Märchenbuch. Dort traf ich den Wichtel, und er fragte: „Willst du mit ins Zauberland?“ „Natürlich, ja, super“, schrie ich, und der kleine Mann nahm mich an der Hand und führte mich durch eine Türe. Als ich im Zauberland war, dachte ich, es wäre so wie immer, nur dass eben der Wichtel neben mir stand. Plötzlich verschwand er hinter einem Busch und ich hatte keine Ahnung, wie es nun weitergehen sollte. Zuerst rief ich: „Hey Wichtel, komm heraus! Wir wollen kein Verstecken spielen“. Aber der kleine Mann tauchte nicht auf. Also beschloss ich, einfach weiter zu wandern. Als ich eine Weile gegangen war, sah ich eine kleine Elfe an einem Band an einem Baum befestigt. Sie rief: „Rette mich, rette mich vor der bösen Hexe!“ Ich wollte schon das Seil losmachen, da sagte sie: „Das Seil aufknüpfen reicht nicht. Dann wärst Du auch gefangen. Du musst mir die Blume Tausendschön bringen, und mit ihr kommst du auch wieder in deine Welt.“ Also blickte ich mich nach dieser wundersamen Blume um. Die Elfe gab mir noch einen Tipp: „Diese Blüte findest du an der tausendjährigen Eiche, an der Lichtung Tannengrün. Halt warte! Diese Zauberblüte findest nur in einer Vollmondnacht, denn sie leuchtet im Mondschein.“ Nun zog ich los, und als ich Weile gegangen war, sah ich in der Nähe einen wunderschönen Hirsch grasen. Ich ging langsam auf ihn zu und fragte: „Kennst du die Lichtung Tannengrün, auf der die tausendjährige Eiche steht?“ „Ja“, antwortete das Tier, „aber diese Lichtung ist mit einem Bannkreis versehen. Die Hexe Almeida mag nicht, dass diese Blüte in fremde Hände kommt.“ „Kannst du sie mir zeigen?“ „Ja, klar, aber ich muss hundert Meter davor stoppen, sonst werde ich verflucht. Noch nicht einmal die böse Frau kann den Bannkreis durchbrechen, weil sie an ihrem eigenen Fluch stirbt.“ Er nahm mich auf seinen Rücken, und wir flogen fast, so schnell lief er. Nach etwa zwei Kilometern stoppte er. Wenn ich nur einen Schritt weiter gehe, bin ich dem Tod nahe.“ So lief ich alleine weiter und wartete auf den Mond. „Mir kann ja schließlich nichts passieren“, dachte ich. Nach etwa 5 Stunden ging die Sonne langsam unter. Ich stand auf und suchte nach der tausendjährigen Eiche. Ich entdeckte schon bald einen alten Baum, auf dem stand geschrieben „Tausendjährige Eiche“. Ich setzte mich an seine Wurzeln und wartete und wartete und wartete. Als der Mond aufgegangen war und auf das Gras leuchtete, sah ich einen blauen Schein aufblitzen. Es sah fast aus, wie ein farbiger Stern im Gras. Ich ging darauf zu und zog die seltsame Pflanze aus dem Boden. Dann lief ich schnell in die Richtung aus der ich gekommen glaubte. Aber nach ein paar Metern wurde mir klar, dass es die falsche Richtung war. Ich kehrte um und fand endlich den Hirsch, der auf mich wartete. Gleich zeigte ich ihm die Pflanze, und wir schwebten zu der Stelle zurück, wo ich ihn gefunden hatte. Nun war es nicht mehr weit zur Elfe. Mit der Blüte berührte ich sogleich das Seil, und dieses zerfiel gleich in Staub. Sie sagte überglücklich: „Du hast mich gerettet. Deshalb hast Du bei mir einen Wunsch frei. Ich werde ihn dir erfüllen. Wie groß er auch sein mag.“ Ich wünschte mir zuhause so viele Kinderbücher wie ich in einem Jahr nicht lesen konnte. Die Elfe flog davon. Als ich am Busch ankam, lehnte ich mich dagegen, und ich bemerkte, wie ich fiel. Schließlich wachte ich auf dem Bett mit dem Märchenbuch in der Hand auf. Da wusste ich, dass es nur ein Traum gewesen war.
Simone Fuhrmann (16.03.2011)