Die Zaubermühle

ein Musical für kleine und große Leute

 

von Bruno Matern

 

nach Ideen von Annemarie Matern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Prolog

(Vor der Bühne rechts eine Mühle mit Mühlenflügel und Galerie. Auf die Galerie tritt eine Frau mit einem Wäschekorb heraus, spannt eine Leine von einem Flügel zum anderen und hängt einige Wäschestücke auf.)

 

 

 

 

Mutter (ruft):    „Ännchen, bringe mir bitte noch Wäscheklammern raus!“

Ännchen:          „Ja, Mama!“    

(Sie kommt kurz darauf aus der Mühle und gibt ihrer Mutter eine Schachtel mit Klammern.)

Ännchen:          „Mama, erzählst du mir nachher wieder eine Geschichte?“

Mutter:             „Eine Geschichte? Ich habe dir schon so viele Geschichten erzählt, mir fällt gar keine neue mehr ein.“

Ännchen:          „Das macht nichts, du kannst mir ja von den alten Geschichten eine noch einmal erzählen, das macht mir genauso viel Spaß wie eine neue.“

Mutter:             „Also gut, dann wollen wir nachher mal sehen, was sich machen lässt. Aber erst muss ich mit meiner Arbeit fertig sein.“

Änn­chen:          „Ich kann dir ja helfen, dann geht es schneller.“

Mutter:             „Oho, das sind ja ganz neue Töne. Du hilfst mir?

Änn­chen:          „Ja, ich helfe dir doch immer!“

Mutter:             „Na, na, übertreibe mal nicht gleich! Immer, sagt sie. Ich muss dich sonst ganz schön bitten, damit du mir hilfst. Nur wenn du was von mir möchtest, dann geht es leichter.“

 

Ännchen:        „Ach, Mama!“

Mutter:             „Ja , ja, so ist das, und nicht „ach, Mama“! Aber du hast mich jetzt auf eine Geschichte gebracht, die sich hier vor einiger Zeit zugetragen hat.“

Ännchen:          „In echt?“

Mutter:             „Ja und nein!“

Ännchen:          „Es gibt nur ja oder nein, aber nicht beides gleichzeitig!“

 

  -  Geschichtenlied  -   

 

 

Ännchen:          „Und was bedeutet dieses Lied? Und wie geht deine Geschichte?“

Mutter:             „Warte es ab, Ännchen, warte es ab!“

                                                                                     (Beide gehen ab.)   

Vorhang auf

 

 

Szene 1.1

(Bühnenhintergrund mit Häusern, Gärten, auf der Bühne kleines Mauerpodest, Apfelbaum mit Äpfeln, Brunnen, Tisch mit Stuhl, Wäscheleine)

Licht: normales Tageslicht

  -  Rondo 1  -

 

(Während der Musik kommen nacheinander Kinder und Erwachsene auf die Bühne, begrüßen sich, spielen alleine, miteinander, lesen, arbeiten, stellen ihre Tätigkeiten pantomimisch dar:

 

Kleiner Professor mit Stapel Bücher auf dem Mauerpodest. Kleines Mädchen Mona mit Puppenwagen. Anna und Ralf mit Federballspiel. Udo und Paul mit Leiter pflücken Äpfel. Frau Kramer mit Luisa hängen Wäsche auf. Herr Meißel mauert mit Stein und Kelle und Hammer. Jakob, der Schornsteinfeger mit Leiter und Putzgerät. Heinrich und Evi fahren Rollschuhe, Gemüsefrau preist ihre Ware an, Zeitungsträger verkauft lautstark Zeitungen, etc.

 

(Gegen Ende des Rondo fällt langsam der Zwischenvorhang.)

 

(Personen auf der Bühne spielen weiter.)

Licht:       auf der Bühne Tageslicht etwas abdunkeln,  Scheinwerfer- blau - grün auf den Vorhang

 

Szene 1.2

 

(1. Hexe springt von links aus der Kulisse auf die Vorbühne)

1. Hexe:           „Ha, das ist ja nicht zum Aushalten! Das kann man nicht mehr mit ansehen.“

(2. Hexe kommt langsam nach.)

2. Hexe:           „Was meinst du, Schwester Amalie, was ist nicht zum Aushalten?“

1. Hexe:           „Sieh dir doch die Menschen an!“

2. Hexe:(gähnt)„Ich seh’ sie!“                                                                             

1. Hexe:           „Na und?“

2. Hexe:           „Was, na und?“

1. Hexe:           „Siehst du nichts?“

2. Hexe:           „Doch!“

1. Hexe:           „Und was siehst du da?“

2. Hexe:           „Die Menschen sind glücklich.“

1. Hexe:           „Genau, das ist es!“

2. Hexe:           „Was?“

1. Hexe:           „Sie sind glücklich und das passt mir nicht!“

2. Hexe:           „Das passt dir nicht? Warum?“

1. Hexe:           „Du bist doch wirklich zu blöd?“

2. Hexe:           „Wer?“

1. Hexe:           „Jetzt frag nicht immer Wer? Was? Warum?“

2. Hexe:           „Warum?“

1. Hexe:           „Oh nein, nicht schon wieder!“

2. Hexe:           „Was?“

1. Hexe:           „Schluss jetzt mit dem dämlichen Spiel!“

2. Hexe:           „Aber mir ist langweilig.“(Sie gähnt.)

1. Hexe:           „Dann müssen wir etwas gegen die Langeweile tun. Und ich weiß auch schon was!“

2. Hexe:           „Was?“

1. Hexe:           „Hol mal die anderen herbei, mit dir allein komm ich auf keinen grünen Zweig!“

2. Hexe:(ruft)    „Hallo, wo seid ihr? Kommt doch herbei, ihr Hexen!“

1. Hexe:           „Du hast alles vergessen, was du jemals gelernt hast. Das wird so nichts. Pass auf! So geht das: Hühnerauge, Katzenschwanz, Schlangenhaut und Fliegentanz

                        Krötenschleim und Fröschebrei Hexenschwestern, kommt herbei!“

(mehrere Hexen erscheinen)

 

Blitzgeflacker - Donner- und Windgeräusche

3. Hexe:           „Hurra,endlich ist wieder was los!“     

4. Hexe:           „Ich habe gerade gestrickt, als ich den Ruf  hörte. Wo gibt es was zu tun?“

5. Hexe:           „Seit hundert Jahren bin ich nicht mehr zu einem Treffen gerufen worden. Bravo, bravo für die gute Idee! Wer von euch hat die Nachricht geschickt?“

1. Hexe:           „Ich war das, und ich bin froh, dass ich euch alle bei mir habe.“

6. Hexe:           „Alle sind nicht da, aber fast alle. Und was willst du? Du weißt, trotz aller Wiedersehensfreude musst du einen wichtigen Grund haben, wenn du den Hexenruf aussendest.“

1. Hexe:           „Den hab ich, liebe Schwester, den hab ich. (Sie zeigt auf die Menschen.) Ist das nicht Grund genug?“

7. Hexe:           „Was meinst du?“

1. Hexe:           „Du fragst schon wie meine gähnende Freundin Aurelia. Es ist nichts mehr los mit euch Hexenschwestern.“

7. u. 8.Hexe:     „Sei nicht so pampig! Was soll das heißen?“

3. Hexe:           „Vielleicht meint Schwester Amalie, dass es den Menschen zu gut geht. Sie sehen so glücklich aus.“

9. Hexe:           „Ja, sie haben alle was zu tun. Sie arbeiten und spielen und helfen einander.“

1. Hexe:           „Genau das ist es. Und so kann es nicht weitergehen.“

2. Hexe:           „Sollen wir sie ein bisschen verwandeln? Ich könnte Frösche aus ihnen machen.“

3. Hexe:           „Ich kenne einen Spruch, da sind sie im Handumdrehen Mäuse, hihi!“

5. Hexe:           „Mein Vorschlag wäre: Schweine! Stellt euch vor: Lauter quiekende Schweine. Ist das nicht putzig?“

4. Hexe:           „Die Schwester Lasanja hat recht. Schweine, das wär’ putzig!“

1. Hexe:           „Frösche! Mäuse! Schweine! Fällt euch nichts Besseres ein?“

3. Hexe:           „Also, die Mäuse, die nehme ich wieder zurück, ich glaube, ich kann den Spruch nicht mehr ganz und außerdem fürchte ich mich sowieso vor Mäusen, brrrrr!“

(Die Hexen kichern nur die 6. Hexe nicht.)

6. Hexe:           „Ihr seid albern, so kommen wir nicht weiter.“

4. Hexe:           „Die Schwester Ramira hat recht, ichbin für den Vorschlag von Schwester Aurelia. Wir sollten die Menschen zu Fröschen machen.

1. Hexe:           „Unsinn, sage ich, lauter Unsinn, dann kommt wieder so ein Mädchen, küsst den Frosch und wir haben lauter Prinzen. Das kennen wir schon. Wir brauchen etwas anderes.“

4. Hexe:           „Die Schwester Amalie hat recht. Wir brauchen etwas anderes!“

Alle Hexen:      „Aber was?“(Sie denken eine Weile nach.)

2. Hexe:           „Vielleicht sollten wir sie so verwandeln, dass sie gar nicht gleich merken, dass sie verwandelt sind.“

Alle:                 „Wie meinst du das?“

2. Hexe:           „Na ja, wenn wir sie in Frösche oder Schweine verwandeln, sehen die das gleich. Wir haben unseren Spaß gehabt, aber der Spaß ist nur kurz und dann ist es wieder genauso langweilig wie vorher, wie jetzt!“

1. Hexe:           „Aurelia, ich staune über dich. Deine Idee ist sehr, sehr gut. Lasst uns darüber nachdenken!“ 

- Hexenrock Z2 -

(Die Hexen verschwinden von der Vorbühne.)